Vor zehn Jahren war sie ihm zum ersten Mal begegnet. Ein weiße Taube hatte sich auf dem Fensterbrett von jenem Fenster, das sich auf der Westseite befand, in seiner Wohnung niedergelassen. Als er sie fortjagen wollte, verwandelte sich die Taube und sie stand plötzlich vor ihm. Sie blieben zusammen, obwohl er nachts manchmal beobachten konnte, wie sie sich wieder in die weiße Taube verwandelte und davonflog. Doch nach einigen Tagen kehrte sie stets zu ihm zurück.
Als er ihr einen Heiratsantrag machte, bat er sie, nicht mehr zu fliegen. Sie versprach ihm nichts, aber nachdem sie geheiratet hatten, war sie bei ihm geblieben und nicht mehr weggeflogen.
Doch eines Tages, inzwischen waren mehrere Jahre vergangen, merkte er, dass sie von einer seltsamen Unruhe heimgesucht wurde. Nachts stand sie oft auf und sah aus dem Fenster. Eines Tages öffnete sie es, stieg auf den Sims und verwandelte sich wieder in die Taube. Sie stieß sich vom Fensterbrett ab und erhob sich in die Lüfte. Sie kreiste einmal um das Fenster und kehrte dann auf das Fensterbrett zurück, um sich von dort zurückzuverwandeln. Am folgenden Abend aber stieg sie in die Lüfte auf und flog davon in Richtung Osten. Aber am Morgen, als er aufwachte, war sie wieder bei ihm.
Er beobachtete nun jeden Abend, wie sie das Fenster im Osten öffnete, sich in eine Taube vewandelte und davon schwebte. Doch jeden Morgen war sie wieder da. So vergingen einige weitere Jahre.
Eines Tages aber öffnete sie das Fenster im Westen und flog von diesem davon. Am nächsten Morgen war sie nicht zurückgekehrt. Auch in den folgenden Tagen kehrte sie nicht wieder. Jeden Abend stand er am Fenster und wartete auf ihre Rückkehr. Doch das war vergebens. Nach zwei Jahren hatte er jede Hoffnung auf ihre Rückkehr aufgegeben. Doch noch immer stand er am Fenster und dachte an sie, seine weiße Taube, die nicht mehr heimgekehrt war.
Doch dann kam der Tag, an dem selbst er genug vom Warten hatte. Er ging in ein Reisebüro. Drei Wochen später trat er seine erste eigene Reise in die Ferne an.